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Auf Tuchfühlung
Eine Wissensgeschichte des Tastsinns, Schauplätze der Evidenz 4
Taschenbuch von Karin Harrasser
Sprache: Deutsch

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Beschreibung
EinleitungKarin HarrasserDies ist ein oberflächliches Buch. Es folgt dem von Antoine Hennion in seinem Essay über die Kunst der Berührung formulierten Credo: "Um zum Kern der Dinge zu gelangen, muss man an ihrer Oberfläche bleiben."1 Es sind allerdings keine glatten Oberflächen, denen die AutorInnen nachgehen, sondern komplizierte, mehrdimensionale Verschichtungen von Oberflächen, die als Medien fungieren. Ohne Netzhaut kein Seheindruck, ohne Trommelfell kein Hören, ohne Zungenoberfläche kein Schmecken, ohne Schleimhaut kein Riechen. All diese Häute, die Kontakt mit der Welt ermöglichen, indem sie eine Grenze zu ihr bilden, die sich aufspannen, um Signale einzufangen, sind hier von [...] Großteil der Häute, die aus unzähligen Eindrücken eine bestimmte Klasse, die wir dann Geruch, Gehör, Sehen, Fühlen nennen, herausfiltern und der Verarbeitung zuführen, liegen gut geschützt im Körperinneren. Sie werden bedeckt von weiteren Häuten, aber auch von mechanischen Vorrichtungen, die sich verschließen können, von vorgelagerten Höhlen und Gängen. Einzig ein riesiges Organ, dasjenige, das wir generisch Haut nennen, liegt offen da, bedeckt und geschützt freilich durch menschengefertigte Hüllen. Manche von ihnen stammen von Tieren, manche sind in Laboren und Fabriken (sehr häufig unter schrecklichen Bedingungen im globalen Süden) gemacht worden, andere - etwa die kratzige Wolle meines Pullovers aus Irland - sind von Hand bearbeitet [...] Geschichte der Textilien ist ebenso vielschichtig und subtil, wie ihre politische Ökonomie typisch für eine neokoloniale Weltordnung ist. Aufgrund ihrer Nachgiebigkeit, ihrer vielfältigen Erregbarkeit und ihrer topologischen Architektur ist die Haut die größte Kontaktzone zur Außenwelt und macht uns gleichzeitig besonders verletzlich: Die Hautbarriere ist nicht sehr stabil und sie ist - dem geht dieses Buch nach - fundamental medial verfasst. Medial meint nicht nur ihre physiologische Vermittlungsleistung, sondern auch, dass die Berührungsempfindung nie einfach da ist, sondern im Hin- und Her zwischen Objekt und Subjekt, zwischen Organischem und Anorganischem, zwischen freundlichen und schmerzlichen Reizen, zwischen historisch gewordenen Gegebenheiten und je neuer Erfahrung eine Moirierung erfährt, wie es Michel Serres2 ausdrückt. Als "Vorposten des Subjektes"3 prägt sie Empfindsamkeitszonen (Marie-Luise Angerer) aus. Wann spüren Sie, oder spüren Sie nicht, die Berührung durch den Wind, durch die Kleidung, durch Regen, eine habitualisierte Selbstberührung? Die Haut ist eine Landkarte der Erfahrungen, desjenigen, was uns zugestoßen ist. Denn die Berührung ist das, was sich der Kontrolle entzieht, sie ist pathisch. Gerade deshalb sind die taktilen Empfindungslandschaften einzelner Gattungswesen so unterschiedlich wie ihre Geschichte und ihre Geschichten. Die Haut erzählt die Geschichte des Leibes, aber sie rückt sie nicht so leicht heraus. Die Haut gehört einem Selbst auf intime Weise an und sie gehört diesem Selbst auch nicht an, bildet sein Außen. In der Selbstberührung ist sie wahrnehmbar, allerdings in einem eigentümlichen Modus: Der Finger, der die Handfläche berührt, spürt diese und sich selbst mit. Die taktile Empfindung zwischen lebendigen Wesen ist deshalb eine der wechselseitigen Mitempfindung/Selbstempfindung, eine, die jederzeit von Lust in Schmerz umschlagen kann und sie ist in ihrer Oberflächlichkeit reziprok: keine Empathie, keine Einfühlung des Einen in den Anderen, sondern eine Verfangung, wie es Katrin Solhdju in ihrem Beitrag [...] Beiträge dieses Buches sind auf der Suche nach Begriffen, Konstellationen, Narrativen diesseits von essentialisierenden und denunzierenden Einordnungen des Tastsinns. So mag es stimmen, dass die europäische Philosophie grosso modo das Sehen, den Überblick und die Perspektive betont hat, wenn es um Erkenntnis ging, und das Tasten als subjektiv, zu ungenau, zu gefährlich nah an der Lust eher an den Rand gestellt hat. Die weitverbreitete These
EinleitungKarin HarrasserDies ist ein oberflächliches Buch. Es folgt dem von Antoine Hennion in seinem Essay über die Kunst der Berührung formulierten Credo: "Um zum Kern der Dinge zu gelangen, muss man an ihrer Oberfläche bleiben."1 Es sind allerdings keine glatten Oberflächen, denen die AutorInnen nachgehen, sondern komplizierte, mehrdimensionale Verschichtungen von Oberflächen, die als Medien fungieren. Ohne Netzhaut kein Seheindruck, ohne Trommelfell kein Hören, ohne Zungenoberfläche kein Schmecken, ohne Schleimhaut kein Riechen. All diese Häute, die Kontakt mit der Welt ermöglichen, indem sie eine Grenze zu ihr bilden, die sich aufspannen, um Signale einzufangen, sind hier von [...] Großteil der Häute, die aus unzähligen Eindrücken eine bestimmte Klasse, die wir dann Geruch, Gehör, Sehen, Fühlen nennen, herausfiltern und der Verarbeitung zuführen, liegen gut geschützt im Körperinneren. Sie werden bedeckt von weiteren Häuten, aber auch von mechanischen Vorrichtungen, die sich verschließen können, von vorgelagerten Höhlen und Gängen. Einzig ein riesiges Organ, dasjenige, das wir generisch Haut nennen, liegt offen da, bedeckt und geschützt freilich durch menschengefertigte Hüllen. Manche von ihnen stammen von Tieren, manche sind in Laboren und Fabriken (sehr häufig unter schrecklichen Bedingungen im globalen Süden) gemacht worden, andere - etwa die kratzige Wolle meines Pullovers aus Irland - sind von Hand bearbeitet [...] Geschichte der Textilien ist ebenso vielschichtig und subtil, wie ihre politische Ökonomie typisch für eine neokoloniale Weltordnung ist. Aufgrund ihrer Nachgiebigkeit, ihrer vielfältigen Erregbarkeit und ihrer topologischen Architektur ist die Haut die größte Kontaktzone zur Außenwelt und macht uns gleichzeitig besonders verletzlich: Die Hautbarriere ist nicht sehr stabil und sie ist - dem geht dieses Buch nach - fundamental medial verfasst. Medial meint nicht nur ihre physiologische Vermittlungsleistung, sondern auch, dass die Berührungsempfindung nie einfach da ist, sondern im Hin- und Her zwischen Objekt und Subjekt, zwischen Organischem und Anorganischem, zwischen freundlichen und schmerzlichen Reizen, zwischen historisch gewordenen Gegebenheiten und je neuer Erfahrung eine Moirierung erfährt, wie es Michel Serres2 ausdrückt. Als "Vorposten des Subjektes"3 prägt sie Empfindsamkeitszonen (Marie-Luise Angerer) aus. Wann spüren Sie, oder spüren Sie nicht, die Berührung durch den Wind, durch die Kleidung, durch Regen, eine habitualisierte Selbstberührung? Die Haut ist eine Landkarte der Erfahrungen, desjenigen, was uns zugestoßen ist. Denn die Berührung ist das, was sich der Kontrolle entzieht, sie ist pathisch. Gerade deshalb sind die taktilen Empfindungslandschaften einzelner Gattungswesen so unterschiedlich wie ihre Geschichte und ihre Geschichten. Die Haut erzählt die Geschichte des Leibes, aber sie rückt sie nicht so leicht heraus. Die Haut gehört einem Selbst auf intime Weise an und sie gehört diesem Selbst auch nicht an, bildet sein Außen. In der Selbstberührung ist sie wahrnehmbar, allerdings in einem eigentümlichen Modus: Der Finger, der die Handfläche berührt, spürt diese und sich selbst mit. Die taktile Empfindung zwischen lebendigen Wesen ist deshalb eine der wechselseitigen Mitempfindung/Selbstempfindung, eine, die jederzeit von Lust in Schmerz umschlagen kann und sie ist in ihrer Oberflächlichkeit reziprok: keine Empathie, keine Einfühlung des Einen in den Anderen, sondern eine Verfangung, wie es Katrin Solhdju in ihrem Beitrag [...] Beiträge dieses Buches sind auf der Suche nach Begriffen, Konstellationen, Narrativen diesseits von essentialisierenden und denunzierenden Einordnungen des Tastsinns. So mag es stimmen, dass die europäische Philosophie grosso modo das Sehen, den Überblick und die Perspektive betont hat, wenn es um Erkenntnis ging, und das Tasten als subjektiv, zu ungenau, zu gefährlich nah an der Lust eher an den Rand gestellt hat. Die weitverbreitete These
Details
Erscheinungsjahr: 2017
Fachbereich: Medienwissenschaften
Genre: Medienwissenschaften, Recht, Sozialwissenschaften, Wirtschaft
Rubrik: Wissenschaften
Medium: Taschenbuch
Inhalt: 283 S.
ISBN-13: 9783593507279
ISBN-10: 3593507277
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Autor: Harrasser, Karin
Redaktion: Harrasser, Karin
Herausgeber: Karin Harrasser
Auflage: 1/2017
Hersteller: Campus Verlag
Verantwortliche Person für die EU: Campus Verlag GmbH, Werderstr. 10, D-69469 Weinheim, info@campus.de
Maße: 215 x 140 x 25 mm
Von/Mit: Karin Harrasser
Erscheinungsdatum: 10.07.2017
Gewicht: 0,515 kg
Artikel-ID: 109440216
Details
Erscheinungsjahr: 2017
Fachbereich: Medienwissenschaften
Genre: Medienwissenschaften, Recht, Sozialwissenschaften, Wirtschaft
Rubrik: Wissenschaften
Medium: Taschenbuch
Inhalt: 283 S.
ISBN-13: 9783593507279
ISBN-10: 3593507277
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Autor: Harrasser, Karin
Redaktion: Harrasser, Karin
Herausgeber: Karin Harrasser
Auflage: 1/2017
Hersteller: Campus Verlag
Verantwortliche Person für die EU: Campus Verlag GmbH, Werderstr. 10, D-69469 Weinheim, info@campus.de
Maße: 215 x 140 x 25 mm
Von/Mit: Karin Harrasser
Erscheinungsdatum: 10.07.2017
Gewicht: 0,515 kg
Artikel-ID: 109440216
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